Bewusstsein der Sinne
Rutt-Lovises Aufforderung ist klar: „Setze deine Sinne bewusst ein, wenn du dich in der Natur aufhältst.“
Dann bedankt sie sich für das Gespräch und bereitet sich für ein erfrischendes Bad vor. Mit entschlossenen Zügen schwimmt sie mit dem Gesicht dem offenen Meer zugewandt, während die flach einfallenden Sonnenstrahlen versuchen, zwischen ihren Schwimmzügen Schultern und Nacken zu trocknen – was der Sonne nicht gelingt.
Mach es wie sie. Wenn du am Meeresufer bist, atme den salzigen Geruch tief ein, der deinen Geruchssinn durch weit geöffnete Nasenlöcher kitzelt. Folge mit deinen Blicken dem Strandläufer, der am Seeufer im Seetang watet. Halt Ausschau nach den Robben, die zwischen den kräuselnden Wellen da draußen ihre blanke Schnauze mit den Spürhaaren in die Luft strecken, und zähle die langen Wellen, die ganz weit draußen über den Horizont rollen.
Genieße die wärmenden Sonnenstrahlen, die dich bei schönem Wetter auf Rücken, Nacken und Schultern treffen. Lausche dem Geschrei der Möwen und dem leisenGurgeln der Wellen, die vorsichtig den feuchten Rand des fast kreideweißen Sandstrands kitzeln. Oder höre das Brüllen und Rauschen der Gischt und der Wellen, die sich aufs Land werfen, wenn sich das Wetter von seiner anderen Seite zeigt. Denn nicht nur an den Schönwettertagen im Sommerhalbjahr ergießt sich der westnorwegische Charme über die Menschen, die sich dort aufhalten. Jede Jahreszeit hat ihren Charme. Obwohl sich Yogastunden am Meeresufer bei warmem Wetter am besten eignen, hat auch der Winter seine Vorteile: die Eisrosen auf den Wasserpfützen, die unter den Schuhsohlen knirschen, oder der frische Wind, der an dir zupft und reißt und dich mit rosaroten Wangen nach Hause schickt, wo du es dir drinnen gemütlich machst.
Hier im Westen spürst du, das du lebst.