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Vor rund 400 Millionen Jahren lag Lihesten mehrere Kilometer weiter östlich, am Grund eines Tals, hoch oben in der Kaledonischen Gebirgskette. Dieses Gebirge entstand durch die Kollision zwischen dem uramerikanischen Kontinent und dem europäischen Kontinent. Die Kaledonischen Berge waren mindestens so hoch wie der heutige Himalaya, und das Tal, das wir Lihesten-Tal nennen könnten, lag vermutlich auf einer Höhe von 7.000 bis 8.000 Metern über dem Meeresspiegel.

Die Berge rund um das Tal waren instabil, und Felsstürze von den steilen Talflanken waren an der Tagesordnung – ein bekanntes Phänomen, das sich auch im heutigen Bergland Westnorwegens wiederfindet. All das Geröllmaterial sammelte sich nach und nach am Talgrund. Dort gab es vermutlich sowohl Flüsse als auch Seen. Die Flüsse schliffen die Steine, bis sie immer runder wurden. Diese rundgeschliffenen Steine wurden schließlich von neuen Erdrutschen überlagert und durchliefen denselben Schleifprozess erneut.

Lihesten spegla i sjøen
© Lillian Herland

Eine Schichtenmächtigkeit von über 14 Kilometern

Wie bereits erwähnt, war die Kaledonische Gebirgskette extrem hoch, doch Prozesse tief im Erdmantel führten schließlich zum Kollaps des Gebirges – vermutlich, weil die Berge einfach zu hoch wurden. Dies ist ein geologischer Prozess, den wir auch heute im Himalaya beobachten können, wo sich zum Beispiel das Tibetplateau jedes Jahr um einige Millimeter absenkt.

Zu jener Zeit lag das Gebiet, das heute Hyllestad ist, tief in der Erdkruste. Die Mineralzusammensetzung des sogenannten Hyllestad-Schiefers deutet darauf hin, dass er sich in einer Tiefe von etwa 60 bis 80 Kilometern gebildet hat. Auch wenn der Begriff „Kollaps“ nach einem plötzlichen Ereignis klingt, handelt es sich hier um einen Prozess, der sich über viele Millionen Jahre erstreckt.

Für das Lihesten-Tal bedeutete dieser Kollaps, dass das gesamte Tal entlang einer großen Bruchzone, der sogenannten Nordfjord-Sogn-Abbruchzone, langsam absank. Diese Bruchzone bildete eine Gleitfläche, vermutlich auf der Ostseite des Talbodens.

Obwohl das Tal nur Millimeter bis Zentimeter pro Jahr absank, setzten sich die Felsstürze aus den umliegenden Bergen unvermindert fort, während Flüsse und Seen diesen langsamen Abstieg begleiteten. Am Ende gelangte das Lihesten-Tal an seinen heutigen Platz, als Teil von Hyllestad. Die Lihesten-Konglomeratschichten gelten heute als mehr als 14 Kilometer mächtig – ein eindrucksvoller Beweis für die gewaltigen geologischen Kräfte, die diese Landschaft geformt haben.

Heute ist Lihesten kein Tal mehr, sondern ein majestätischer Gipfel. Wenn du genau hinsiehst, kannst du eine Linie erkennen, die sich unterhalb des Konglomerats nach Westen neigt und das bewachsene Gebiet vom kahlen Fels trennt. Diese Linie ist ein Teil der großen Bruchzone, entlang der sich das Lihesten-Tal einst abgesenkt hat.

Auch unter dem Stigfjellet auf Losna sowie unter dem Kvamshesten, auch bekannt als Storehesten, sind noch deutliche Spuren der Nordfjord-Sogn-Abbruchzone zu sehen.

Her kan du vandre i timesvis
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Ein kleines Stück Amerika

Das Lihesten-Konglomerat liegt tatsächlich direkt über einem Rest des uralten amerikanischen Kontinents. Mit anderen Worten – näher kommst du dem amerikanischen Kontinent kaum, ohne über den Atlantik reisen zu müssen!

Das Lihesten-Konglomerat, das ursprünglich in einem Tal mehrere tausend Meter über dem Meeresspiegel abgelagert wurde, liegt heute nur wenige hundert Meter entfernt von Gesteinen, die sich in einer Tiefe von 60 bis 80 Kilometern in der Erdkruste gebildet haben.

Dass diese geologischen Einheiten heute so nah beieinanderliegen, verdanken wir der Nordfjord-Sogn-Abbruchzone, die direkt unter dem Lihesten verläuft.

Text: FjordKysten Regional- og Geopark