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Seit mehr als 100 Jahren prägt sie norwegische Kultur und norwegischen Alltag, und heute können Besucher aus dem In- und Ausland an diesen einzigartigen Erzählungen aus den «Kathedralen Norwegens» teilhaben und gleichzeitig in einige der schönsten Naturerlebnisse des Landes eintauchen.

In Fjord Norwegen ist die spektakuläre Natur mehr als eine Ansammlung schöner Instagram-Motive. Die norwegischen Fjordlandschaften mit den Gebirgen, Fjorden, Gletschern, Flüssen und Wasserfällen sind der Ursprung für eine Energieressource, die man heute gern als „das Erbsilber“ der norwegischen Industrie bezeichnet. Das moderne Norwegen baut auf der aus Wasserkraft erzeugten Elektrizität auf – heute eine saubere, erneuerbare und emissionsfreie Energie für Norwegen und seine Nachbarländer. Dies begründet Norwegens Position als einer der weltweit führenden und innovativsten Lieferanten sauberer Energie. Heute kannst du in Fjord Norwegen Orte besuchen, um darüber mehr zu erfahren und einige der einzigartigen und spannenden Erzählungen mit nach Hause nehmen, die die Naturerlebnisse zu etwas ganz Besonderem machen.

Bilde av den gamle kraftstasjonen i Tyssedal, tatt fra fjorden.
Tyssedal|© Dag Endre Opedal

Vom Wasser zum grünen Gold

Ohne die Wasserkraft hätte es die große industrielle Blütezeit im 19. und 20. Jahrhundert wohl nie gegeben. Alles begann damit, dass sich der Ingenieur und Industriegründer Sam Eyde Ende des 19. Jahrhunderts die Rechte zum Ausbau der Wasserkraft in der Telemark sicherte, um billige Elektrizität zu erzeugen, indem die enormen Kräfte des Wassers genutzt wurden. Dieser Schritt bildete die Grundlage für die Gründung großer norwegischer Unternehmen wie Norsk Hydro und Elkem und war eine der treibenden Kräfte für die rasche Entwicklung der norwegischen Industrie und das Heranwachsen neuer Dörfer, Städte und dörflichen Gemeinschaften.

Besonders in Fjord Norwegen wuchs die Stromwirtschaft in einem enormen Tempo. Mit großen Niederschlagsmengen, vielen Seen in den Bergen, Fjorden, die sich weit ins Landesinnere erstreckten und großen Höhenunterschieden waren die Landschaften im Westen von Norwegen wie geschaffen für die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden fast alle Industriebetriebe in der Nähe von Wasserfällen und Verschiffungsstandorten. Diese Kombination bildete die Grundlage für die ersten Industrieorte in Fjord Norwegen, darunter u.a. Høyanger, Årdal, Tyssedal, Sauda, Suldal und Flørli. Nach dem Krieg wurde das Hochspannungsnetz zwischen den Landesteilen weiter ausgebaut, und die Elektrizität wurde zu einer Handelsware – zunächst national, später dann europäisch.

Et gammelt bilde i svart-hvitt av en liten kraftstasjon ved siden av en foss og elv.
Ein provisorisches Kraftwerk

Später nahm die Bedeutung der Wasserkraft aus mehreren Gründen weiter zu. Jetzt war sie nicht mehr allein die billige Art und Weise, eine Naturressource auszunutzen, um elektrischen Strom zu erzeugen. Während die industrielle Revolution in anderen Teilen der Welt vor allem auf Kohle und Erdöl fußte, konnte Norwegen Nutzen aus einer Entwicklung ziehen, die auf sauberer und erneuerbarer Wasserkraft aufbaute. Je stärker sich im 20. Jahrhundert der Fokus auf die Umwelt richtete, desto stärker nahm auch die Nachfrage nach erneuerbarer Energie zu. Deshalb macht die Wasserkraft auch heute noch einen bedeutenden Anteil der norwegischen Energieerzeugung aus, und dies wird bis weit in die Zukunft hinein auch so bleiben.

En historisk kraftstasjon med tre runde vinduer nederst, ved et vann
Das alte Kraftwerk Sønnåhavn

Das tragende Element für viele örtliche Gemeinschaften in Fjord Norwegen

Die norwegische Wasserkraft ist jedoch mehr als ein Industrieabenteuer. Von Anfang an verblieb die Elektrifizierung ein staatliches Anliegen. Die Wasserkraft sollte Norwegen zu einem reichen Land machen, und die Naturressourcen sollten allen Menschen im Lande zugutekommen. Aus diesem Grund sorgten parlamentarische Entscheidungen dafür, dass die Wasserkraftressourcen in norwegischer Hand verblieben, und die entsprechenden Genehmigungsregelungen waren die Voraussetzung dafür, dass der Besitz an den sog. Fallrechten nach Ablauf des Konzessionszeitraums ohne weitere Entschädigung wieder an den Staat zurückfiel.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden nahe der Wasserkraftvorkommen zahlreiche energieintensive Industriebetriebe wie beispielsweise Metallhütten, in deren Umgebung neue Orte heranwuchsen. Die neuen Kraftwerke wurden zu Symbolen für Fortschritt und Modernität. Doch neben den großen Kraftwerken wurden in der Nähe von Kleinstädten und größeren Orten auch zahlreiche kleinere Kraftwerke gebaut. Auch hier blühte die Industrie auf, während sich neue örtliche Gemeinschaften herausbildeten.

Auch heute noch betrachten die Einwohner die Kraftwerke als Eckpfeiler ihrer Wohnorte, und dort, wo es keine aktiv produzierenden Kraftwerke mehr gibt, wird von der Bevölkerung ein großes Engagement an den Tag gelegt, um die sichtbaren Spuren und die Erzählungen zu bewahren, die mit diesen Orten verbunden sind.

Von der Industrie zu einem vielfältigen Erlebnisangebot

Allerdings war die Wasserkraft in ihrer rund einhundertjährigen Geschichte nicht unumstritten. Bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es einige Stimmen, die ihre Besorgnis darüber ausdrückten, dass alle großen Wasserläufe in Norwegen für die Nutzung der Wasserkraft ausgebaut werden sollten. Aus diesem Grunde wird seit den 60er Jahren mehr oder weniger intensiv an Schutzplänen für Wasserläufe gearbeitet. Kraftwerke und die dazugehörende Infrastruktur wurden in Museen und Besucherzentren verwandelt, in denen die Besucher heute mehr über die Bedeutung der norwegischen Wasserkraft und die Entwicklung bis zur modernen Industrie der Gegenwart erfahren können. Ausgehend von diesen Kulturschätzen kann man heute mehr über die Geschichte der Industrie und das kulturelle Erbe lernen und gleichzeitig prachtvolle Natur erleben. Große Naturerlebnisse wie Wanderungen an Wasserfällen und reißenden Flüssen entlang, geführte Wanderungen und Via Ferrata-Klettertouren an Wasserrohren entlang, alte Infrastruktur und Staudämme als Kulturdenkmäler vermitteln Einblicke in die Geschichte der norwegischen Wasserkraftindustrie.

To personer som står i tretrapper langs gamle rørgater, med et gammelt trehus ved siden av seg, og med utsikt ned mot fjorden og landskapet under dem.
Die Flørli-Treppen

Den Zusammenhang zwischen der industriellen Entwicklung, der wunderschönen Natur und den Einblicken in das frühere Leben der Menschen in Dörfern und dörflichen Gemeinschaften zu sehen, macht das Naturerlebnis in diesem Teil Norwegen zu etwas ganz Besonderem. Heute kannst du fast überall in Fjord Norwegen Museen, Kraftwerke und Besucherzentren besuchen. um zu lernen. So ist das Naturerlebnis weit mehr als nur eine gewöhnliche Wanderung an einem Fluss oder Wasserfall entlang.

To barn som står inntil en stor plansje på et museum som viser tidslinje for vannkraftutbygging i Norge.
Das Kraftmuseum in Tyssedal|© Anne Gravdal

Ausgangspunkt für viele Naturerlebnisse

Neben den Einblicken in die Geschichte und das mit den Kraftwerken in Fjord Norwegen verbundene kulturelle Erbe sind die Kraftwerke und ihre Geschichte auch immer stärker in andere Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse einbezogen worden. Die Natur ist weiterhin das stärkste Zugpferd für die Region, doch mehr und mehr Menschen wollen auch wissen, wie die Natur die Menschen prägt, die dort wohnen. Besucher möchten selbst etwas tun und lernen, nicht nur schauen. Sie wollen mehr darüber erfahren, wie die Menschen heute leben und wie die Industriegeschichte die dörflichen oder regionalen Gemeinschaften prägt und geprägt hat. Ein Beispiel für solche thematischen Aktivitäten sind Sighseeingfahrten, die an den Wasserfällen und Kraftwerken Halt machen. Außerdem bieten verschiedene Veranstalter Führungen und Wanderungen in und um die Museen herum an.

Fire personer som sitter med ryggen til i en fjellskråning og ser på utsikten ned mot en bygd og fjorden.
Der 1000 Meter-Aussichtspunkt in Årdal|© Falkeblikk AS

Es sind imposante Bauwerke in einer imposanten Natur, weshalb viele Kraftwerke auch als Kathedralen Norwegens bezeichnet werden, die sichtbare Zeugnisse eines mehr als einhundertjährigen Zusammenwirkens von Kultur und Naturkräften sind. Und sie erzählen die Geschichte über die Entwicklung des modernen Norwegen. Gleichzeitig lösen sie auch heute noch sehr wichtige Debatten darüber aus, was für eine Gesellschaft wichtige Schwerpunkte sind oder sein sollten.

Die ausgewählten Anlagen, die heute unter Denkmalschutz stehen, vermitteln verschiedene Aspekte der Wasserkraft. Die Anlagen aus dem frühen 20. Jahrhundert und bis 1950 zeigen die Entwicklung von Kraftwerken und Rohrleitungen unter freiem Himmel zu hochtechnologischen Kraftwerken im Inneren der Berge. Mehrere von ihnen sind heute in Betrieb. Gemeinsames Ziel der Zentren ist, eine Grundlage dafür zu schaffen, dass die verschiedenen Energieressourcen in Fjord Norwegen auch zukünftigen Generationen zugutekommen.

Rørgater i en fjellside med utsikt ned mot fjorden
Rohrleitung, Lilletopp|© Åsne Dolve Meyer

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